„Und was ist ein Unkraut? Eine Pflanze, deren Vorzüge noch nicht entdeckt wurden.“ – Emerson

Mit sehr viel Begeisterung und Freude arbeite ich seit 11 Jahren in eigener Praxis.
Meine Schwerpunkte haben sich im Laufe der Jahre immer wieder verändert. Was gleich geblieben ist, ist mein Blick, der auf das Gelingende ruht. Dabei lasse ich mich von der Weisheit unseres Körpers und die in uns verborgenen Kraftquellen führen.

Ständig entwickeln und nützen wir Kraftquellen, die uns bei einem ausgeglichenen und kreativen Leben unterstützen. Auch helfen sie, Veränderungen anzugehen und Neues zu wagen. Sind wir mit vielfältigen Ressourcen ausgestattet, entsteht Wohlbefinden, Lebendigkeit und Kreativität.
Ressourcen geben uns auch die Kraft, schwierige Zeiten zu überstehen und mannchmal sogar die Kraft zum Weiterleben. Wer schwere Zeiten erlebt und überstanden hat, hat ganz besondere Ressourcen entwickelt.

Dabei nimmt unser autonomes Nervensystem eine wesentliche Rolle ein. Ich habe letzten Sommer über meine Arbeit und das Lauschen unseres Nervensystems einen Artikel geschrieben, den ich hier mit Ihnen teilen möchte:

Der Mensch auf der Suche nach Sicherheit!

Seit mehr als 10 Jahren arbeite ich in eigener Praxis als psychologischer Berater sowie als Familien- und Sozialtherapeut. Im Hintergrund zieht sich mein Wissen über das Somatic Experiencing®-Modell (SE) durch meine gesamte Arbeit. Die Grenze zwischen psychologischer Beratung, Sozialtherapie und Traumalösen ist dabei manchmal fließend. Mein SE-Verständnis für biologische Mechanismen zur Stress- und Traumabewältigung und meine eigenen Erfahrungen damit geben mir die Sicherheit, Sie achtsam begleiten zu können.

Meine Kund:innen kommen mit den unterschiedlichsten Anliegen und Problemen in meine Praxis.  Im Laufe der Zeit wurde mir immer klarer, dass hinter den individuellen Schicksalen eine gemeinsame Grundproblematik steckt. An dieser leiden die Menschen am meisten. Diese Grundproblematik besteht darin, dass es Menschen zusätzlich zu ihren aktuellen Problemen schwerfällt, den mit diesen Problemen einhergehenden psychischen Stress, körperlichen Schmerz und Unruhe, negative Gefühle wie Wut und Angst umzugehen. Und das wirkt dann auch stark belastend und hinderlich auf das Führen von glücklichen und erfüllten Beziehungen. Diesen Zustand kann man auch den Überlebens-Modus nennen. Wenn ich in diesem Modus bin, sucht mein Organismus ständig nach einer Lösung aus der unaushaltbaren Situation. Das ist wertvoll in einem bestimmten Moment von großer Gefahr bis hin zu echter Lebensbedrohung. Weg von diesen Bedrohungsherden will aber ein anderer Teil des Menschen leben – jener, der aus sich heraus voller Neugier das Leben entdeckt, prägt und füllt – und so eine tiefe existenzielle Erfüllung und Lebensfreude findet.
Viele Betroffene und auch viele Berater:innen und Therapeut:innen suchen rein kognitiv danach, das momentane Problem zu lösen. Häufig merkt man dann, dass das nicht genügt. Das Problem ist weg oder verändert sich aber der innere Überlebens-Modus bleibt „auf An“ geschaltet.

Ich möchte hier auf die grandiose Autorin, Therapeutin und Beraterin Deb Dana, aufmerksam machen. Sie schreibt in ihrem Buch; „den Rhythmus der Regulation nutzen“

Wir kommen mit der Anlage in diese Welt, zu anderen Menschen in Verbindung zu treten. Von unserem ersten Atemzug an streben wir unser ganzes Leben lang danach, uns in unseren Körper, der Umgebung, in der wir uns aufhalten, und in unseren Beziehungen zu anderen Menschen sicher zu fühlen. Unser autonomes Nervensystem ist unser persönliches Observationssystem, das ständig im Einsatz ist und unablässig fragt: „Ist dies sicher?“ Sein Ziel ist, uns zu schützen, indem es Situationen als sicher oder gefährlich identifiziert und Augenblick für Augenblick lauscht, was in unseren Körper, um ihn her und in unserem Austausch mit anderen Menschen geschieht. Dieses Lauschen findet weit unterhalb der Schwelle dessen, was wir wahrnehmen, und außerhalb der Kontrolle unseres Bewusstseins statt. Unser autonomes Nervensystem ist die Kommandozentrale. Es sucht ständig um Anzeichen für Sicherheit, Gefahr und Lebensgefahr zu erkennen. Und das ohne, dass die kognitiven Areale unseres Gehirns im Spiel sind. Interessant nicht!?

Ein Schweizer Kollege, der Psychotherapeut Urs Hohnauer verwendet die hilfreiche Metapher eines mehrstöckigen Hauses, um die Arbeit unseres vegetativen Nervensystems zu beschreiben. In dieser Metapher befindet sich der Mensch im Parterre, im ersten und im zweiten Stock. Im Parterre ist er geborgen, sicher, mit dem Moment verbunden. Dies ist der Ort, wo wir ausruhen und uns regenerieren können.  Im ersten Stock ist die Action angesiedelt; der Mensch ist in Bewegung. Im zweiten Stock geht das biologische System in einen Zustand der Erstarrung über. Dort landet der Mensch bei großer Bedrohung, wenn er Angst hat, sich hilflos und stark verunsichert fühlt.Sicherheit hat im menschlichen Organismus oberste Priorität; der Mensch sucht instinktiv nach dem Parterre. Ist er einer Gefahr ausgesetzt, bewegt er sich in den ersten Stock und versucht zu flüchten oder zu kämpfen. Findet er so keine Lösung, steigt er instinktiv ins zweite Stockwerk, in die Erstarrung.

Es ist aber nicht die Idee, dass ein Mensch sich nur noch im Parterre aufhält – das wäre langweilig. Die Kunst ist das Surfen zwischen den Stockwerken, je nach Lebenssituation. Ich beobachte jedoch, dass viele Leute das nicht mehr können, weil sie im ersten und zweiten Stock stecken geblieben sind. Im Überlebens- Modus. Wenn jemand von den drei Stockwerken das Parterre verloren hat, befindet er sich in einer anhaltenden Unsicherheit. Das Thema ist allgegenwärtig. Es ist eine Lebenskunst, diese Inseln der Sicherheit immer wieder zu finden. Wenn in Ihnen beim Lesen Neugierde entstanden ist, wie es gelingt, sein Parterre wohnlich zu gestalten und welche Bedingungen es braucht, um zwischen den Stockwerken surfen zu lernen empfehle ich die hier verwendete Literatur als auch die Übungsvideos auf meiner Website.

Verwendete Literatur:

  • Deb Dana; Die Polyvagal-Theorie in der Therapie: Den Rhythmus der Regulation nutzen; P. Probst Verlag; 3. Edition (26. Februar 2021)
  • Grüber Isa; Resilienz – Der Körper zeigt dir den Weg:Wirksame Übungen für innere Stärke und gute Nerven; Irisiana Verlag (18.10.2021)
  • Honauer Urs (Artikel-Cigar-2011). Vom Verlust der inneren Sicherheit. Abgerufen 26.07.2021, von https://www.polarity.se/dbFile/1689/u-68e2